Stuttgarter Zeitung sonstige Kreis-Seiten 12.6.1998

 

Mit Dampfrössern zum Jubiläumsfest

Im Jahr 2000 wied der Schienenweg über die Geislinger Steige 150 Jahre alt

GEISLINGEN, Kreis Göppingen. Im Jahr 2000 soll Geislingen das Mekka aller Eisenbahnfreunde sein. Mit einem umfangreichen Programm, das gestern in Geislingen vorgestellt wurde, will die Fünftälerstadt das 150jährige Bestehen der Eisenbahnstrecke Geislinger Steige gebührend feiern. Dampfrösser in Aktion, Modellbahnen, Ausstellungen und eventuell eine Sonderbriefmarke stehen auf der langen Liste der Höhepunkte im Jubiläumsjahr der ehemals steilsten Eisenbahnstrecke Europas.

Die Steige sei nicht nur ein bedeutendes technisches Denkmal, sondern habe auch in der Industriegeschichte der Stadt einen großen Stellenwert, betonte Oberbürgermeister Martin Bauch. Einige Firmen hatten sich auf Grund der neuen Verkehrsanbindung in Geislingen niedergelassen, darunter die Heidelberger Druckmaschinen AG und die WMF, noch heute die Firma mit den meisten Arbeitsplätzen. In den Jahren des Bahnstreckenbaus seien in der damals 2300 Einwohner zählenden Stadt bis zu 4000 Arbeiter tätig gewesen, erinnerte Bauch an die damalige Pionierleistung. Gemeinsam mit der Gemeinde Amstetten, am Ende der 5,6 Kilometer langen und 120 Höhenmeter steigenden Strecke gelegen, sowie den Ulmer Eisenbahnfreunden, der Deutschen Bahn AG, dem Kunst- und Altertumsverein und der Firma Märklin wurde in den vergangenen Monaten ein Festprogramm zusammengestellt.

Das exakte Jubiläumsdatum ist der 29. Juni 2000. 150 Jahre, nachdem der erste Zug die Steige hinaufschnaufte, ist für diesen Tag der offizielle Festakt geplant. An den beiden Wochenenden davor und danach finden in Geislingen und Amstetten Bahnhofsfeste mit Modellbahnausstellungen und einer Fahrzeugausstellung historischer und moderner Bahnfahrzeuge am Geislinger Bahnhof statt.

Vor allem auf den Gleisen selbst wird im Jubiläumsjahr allerhand geboten. Geplant ist eine Sternfahrt verschiedener Dampfzüge nach Geislingen, die Schweizer Bahn will von Zürich aus mit dem legendären ¸¸Krokodil'' zur Steige kommen. Am 20. Juli 2000 soll ein zweites 150-Jahr-Jubiläum mit einer historischen Zugfahrt gefeiert werden: die erste Fahrt des Königs Wilhelm I. von Kornwestheim in seine Sommerresidenz nach Friedrichshafen. Schließlich soll neben vielen Sonderfahrten auf der Strecke Geislingen-Amstetten auch die Tälesbahn eingebunden werden. Vom Geislinger Tälesbahnhof Richtung Gerstetten wollen die Ulmer Eisenbahnfreunde ihre Züge fahren lassen.

Viele weitere Organisationen und Institutionen sind ebenfalls auf den Zug im Jubeljahr aufgesprungen und wollen mit eigenen Angeboten mitfeiern. So hat unter anderen der Schwäbische Albverein eine Wanderung rund um die Steige ausgearbeitet, mit speziellen Hinweisen auf die besten Aussichtspunkte für alle fotofreudigen Eisenbahnfans. Die Volkshochschule, die Musikschule und die Außenstelle der Fachhochschule werden das Jubiläum aufgreifen und das Stadtarchiv bereitet eine Ausstellung nebst Begleitheft über den Bau der Bahnlinie vor. non