StZ sonstige Kreis-Seiten 25.05.1998

 

Ludwigsburg ist um eine Attraktion reicher

Restauriertes Schloßtheater sorgt das ganze Jahr für Bühnenzauber

Nicht nur ein exklusiver Treffpunkt für die Schloßfestspiele - Sonderführungen geplant - Am 19. September eröffnet im Riesenbau ein Theatermuseum

LUDWIGSBURG. Das für 12,5 Millionen Mark aus der Landeskasse restaurierte Ludwigsburger Schloßtheater wird kein exklusiver Treffpunkt für die wenigen Kunstfreunde sein, die das Glück haben, in den Sommermonaten Karten für Festspielaufführungen zu ergattern. Bühne und Zuschauerraum sind künftig fester Bestandteil der Präsentationen, die das Residenzschloß Ludwigsburg seinen Besuchern aus nah und fern bieten kann. Das hat Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder anläßlich der festlichen Übergabe der restaurierten Spielstätte angekündigt.

War es am Freitag abend nur eine handverlesene Schar von dreihundert Gästen, die nach fast vierjähriger Bauzeit den klassizistischen Zuschauerraum betreten und Verwandlungen auf der europaweit ältesten, noch voll funktionstüchtigen Barockbühne bestaunen durfte, so drängten am Samstag und Sonntag beim ,,Tag der offenen Tür'' große Scharen von Besuchern ins neue Theater, um sich die bei der Restaurierung geleistete exzellente handwerkliche Arbeit anzuschauen oder um sich die 240jährige Geschichte des Rangtheaters erläutern zu lassen.

Auch in Zukunft wird es immer wieder Gelegenheit geben, dieses Bau- und Kulturdenkmal von europäischem Rang zu bestaunen. In den Sommermonaten sind hier die Ludwigsburger Schloßfestspiele fest etabliert. Für sie ist das kleine Theater etwas ganz Besonderes: Seit 1972 haben die Festspiele hier regelmäßig weithin beachtete Opernproduktionen gezeigt. Diese Tradition wird künftig fortgesetzt. Im September bringen Wolfgang Gönnenwein und sein Team noch einmal die ,,Zauberflöte'' in jener Inszenierung von Axel Manthey, mit der sich die Festspiele vor der Theaterrenovierung vor sechs Jahren vom Publikum verabschiedet haben. Die Opernaufführungen setzen den Schlußakkord im Spielplan. Davor gibt es eine Reihe von Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Rezitationen und Vorträgen. Bei einem begrenzten Angebot von rund dreihundert Plätzen gibt es viele tausend Interessierte, die vergeblich darauf hoffen, dieses kleine Schloßtheater zu erleben.

Sie sollen nicht vor verschlossenen Türen stehen. Die Schloßverwaltung erweitert ihr reguläres Führungsprogramm und die beliebten Sonder- und Themenführungen um das Theater. In den Wintermonaten werden Teile der historischen, für 1,6 Millionen Mark restaurierten Kulissen aufgezogen und den Zuschauern erläutert. Diese Kulissensammlung, die weltweit größte aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhaltene Bühnenausstattung, darf aus konservatorischen Gründen für die Aufführungen der Festspiele nicht genutzt werden. Künftig wird es im Theater auch Spezialführungen geben, bei denen die historische Bühnentechnik zum Einsatz kommt: Sekundenschnelle Verwandlungen, Donner, Blitz und Wind - alles so ausgeführt, wie vor mehr als zweihundert Jahren bei höfischem Kulissenzauber üblich.

Am 19. September wird neben der Spielstätte, im angrenzenden Riesenbau, eine Theaterausstellung eröffnet. Hier sind Teile der historischen Bühnendekoration zu sehen und es gibt Erläuterungen zur Theater- und Baugeschichte. Auch das von Martin Bohle (Vaihingen) im Maßstab 1:15 gefertigte Theatermodell ist hier zu sehen, an dem nicht nur die Konstruktion des Bühnenhauses, sondern auch die gesamte Arbeitsweise der historischen Bühnentechnik einschließlich der Theatereffekte vorgeführt werden kann.

Mit dem kleinen Schloßtheater ist Ludwigsburg um eine große Attraktion reicher geworden. orn