StZ sonstige Kreis-Seiten 18.04.1998

 

Esslinger Gebäude-Rochade ist fraglicher denn je

Zweifel an der Eignung des Amtsgerichts als Technisches Rathaus - Fraktionen dringen auf Nutzungskonzepte

ESSLINGEN. ¸¸Da muß rasch etwas geschehen'', hatte Justizminister Ulrich Goll im vergangenen Juli bei einer Besichtigung des Amtsgerichts in der Esslinger Ritterstraße noch erklärt. Das alte reichsstädtische Rathaus, in dem derzeit noch Justitia waltet, senkt sich zusehends in Richtung Roßneckar ab, Risse in dem baufälligen Gebäude sind die Folge. Weiteres Zuwarten sei der Justizbelegschaft nicht zuzumuten, hatte deren oberster Dienstherr damals angemerkt. Doch getan hat sich seitdem leider überhaupt nichts. Im Esslinger Gemeinderat wächst derweil verständlicherweise die Ungeduld.

Bereits im Sommer 1996 waren die Asylbewerber, die bis dahin im ehemaligen Schelztor-Gymnasium untergebracht waren, nach Mettingen ausquartiert worden. Grund für die Eile war ein Grundstückstausch, den Stadt und Land angepeilt hatten: Das Amtsgericht, so die Überlegung, sollte künftig auf dem Schelztor-Areal untergebracht, das ehemalige Schulgebäude zuvor abgerissen werden.

In dem Barockgebäude in der Ritterstraße sollte dafür im Gegenzug dafür das Technische Rathaus unterkommen, nachdem dessen Domizil im Tausch gegen die frühere John-F.- Kennedy-Schule an den Kreis gegangen war.

Im Stuttgarter Finanzministerium ist man nach wie vor zuversichtlich, daß der Deal zustande kommt. Offen ist bislang freilich, wer für die Sanierungskosten des im Landesbesitz befindlichen reichsstädtischen Rathauses aufkommt. 25 Millionen Mark sind dafür veranschlagt, wobei, wenn es nach der Stadt geht, den Löwenanteil das Land übernehmen sollte.

Zusagen freilich liegen noch nicht vor, wie auch die Landtagsabgeordnete Christa Vossschulte einräumen muß, die gleichwohl dem Land bescheinigt, seine Hausaufgaben gemacht zu haben, und jetzt die Stadt am Zug sieht.

Daß jetzt freilich das Landesdenkmalamt, das demnächst nach einem neuen Domizil suchen muß, ein Auge auf das Schelztor-Areal geworfen hat, löste auch im federführenden Finanzministerium durchaus Überraschung aus.

Am kommenden Donnerstag wollen sich Ministeriale mit den Denkmalschützern zusammensetzen, um über den Umzug der Behörde zu reden - und darüber, ob dann für das Amtsgericht überhaupt noch ausreichend Platz bliebe.

In Esslingen wachsen derweil die Zweifel, ob das reichsstädtische Rathaus überhaupt für die Unterbringung des Technischen Referats geeignet wäre - zumal wenige Meter entfernt, im Verwaltungsbau der Neckarwerke, möglicherweise geeignete Büroräume zur Verfügung stünden.

Statt dessen denkt man bei der CDU an die Unterbringung der städtischen Galerie, des Standesamts oder auch von Gaststätten in dem Gebäude - purer Aktionismus, kritisiert die SPD. ¸¸Ständig neue, unausgegorene Ideen'', wie es heißt, schadeten letztlich der Stadt.

Die Rochade, darin ist sich die SPD mit den bürgerlichen Fraktionen durchaus einig, sei noch keineswegs eine endgültig ausgemachte Sache, die Übernahme des Rathauses vom Entgegenkommen des Landes abhängig.

Wie das Schelztor-Areal und das reichsstädtische Rathaus genutzt werden können, dafür soll nun die Verwaltung Vorschläge vorlegen. Auf der Gemeinderatsklausur im Juli wird die Position der Stadt voraussichtlich festgeklopft.zir