StZ sonstige Kreis-Seiten 10.03.1998

 

Gemeinderat und Verwaltung haben Kompromiß gefunden

Gelungene Rettungsaktion für städtisches Museum

Ausstellungsstätte darf vorerst im Kulturzentrum bleiben - Jägerhofpalais soll verkauft werden - Was wird aus der Erweiterung der Bibliothek?

LUDWIGSBURG. Der Fortbestand des städtischen Museums, bei der Etatdebatte von der CDU-Fraktion noch grundsätzlich in Frage gestellt, ist vorerst gesichert. Die kleine, aber feine Sammel- und Ausstellungsstätte kann bis auf weiteres an ihrem angestammten Platz im Kulturzentrum bleiben. Das hat der Gemeinderat im Zusammenhang mit der bevorstehenden Sanierung des mehr als dreißig Jahre alten Kulturhauses beschlossen. Die am 1. April beginnenden Sanierungsarbeiten, die endlich die lange geforderten Sicherheitsbestimmungen für das Haus erfüllen und die marode Haustechnik erneuern sollen, sind technisch so ausgerichtet,daß alle Möglichkeiten für das Museum offenbleiben: Es kann auf Dauer an seinem Platz bleiben oder seine Fläche für die geplante Erweiterung der Bibliothek räumen und sich in einem anderen Gebäude etablieren.

Nachdem die Christdemokraten ihre Forderung zurückgezogen haben, das Museum aus Kostengründen ganz zu schließen, ist der jetzt mit den Stimmen der CDU gefundene Kompromiß ein Erfolg für alle jene Kräfte im Rathaus, die der Barockstadt die Blamage ersparen wollten, vor dem großen Stadt- und Schloßjubiläum das Stadtmuseum zu schließen. Praktisch bedeutet der jüngste Beschluß des Gemeinderates allerdings, daß sich das Gremium ohne öffentliche Debatte von seinem Grundsatzbeschluß verabschiedet hat, das Museum im Jahre 2000 ins Jägerhofpalais an der Schorndorfer Straße umzusiedeln. Die Planungen für den Umbau des stadteigenen Gebäudes waren soweit gediehen, daß das Nutzungskonzept für das Museum im Frühjahr 1998 dem Gemeinderat vorgestellt werden sollte. Mit der Justizverwaltung, die das Gebäude bisher nutzt, ist vereinbart worden, daß sie bis August 1998 auszieht und sich in der Schorndorfer Straße 28 neu einrichtet. Inzwischen sind alle Museumspläne für das Jägerhofpalais abgeblasen, die 4,6 Millionen Mark für den Museumsumbau sind aus dem Investitionsetat gestrichen. Stadtverwaltung und Gemeinderat haben sich geeinigt , das historische Gebäude an der Schorndorfer Straße so schnell wie möglich zu verkaufen. Die Hoffnung auf diesen Millionenerlös und die Tatsache, daß vorerst kein Geld notwendig ist, um ein neues Domizil für das Museum zu schaffen, hat die CDU veranlaßt, die geforderte Schließung der Sammelstätte aus ihrem Sparkonzept zu tilgen. Wie schnell sich allerdings das Ende der in den achtziger Jahren für mehr als sieben Millionen Mark sanierte Barockgebäude verkaufen läßt, steht in den Sternen. Schon vor Jahren hat die Stadt vergeblich versucht, das Haus zu verkaufen.

Der jetzt vom Gemeinderat gefaßte Sanierungsbeschluß für das Kulturzentrum hat auch Konsequenzen für die Stadtbibliothek. Solange dem Museum Bleiberecht im Kulturzentrum eingeräumt wird, kann die ursprünglich vorgesehene großzügige Erweiterung der Lesestätte nicht umgesetzt werden. CDU und FWV haben ihre Absicht bekräftigt, Museum und Bücherei weiterhin unter einem Dach zu lassen. Demgegenüber wollen SPD und Bündnis 90/Die Grünen an dem Ziel festhalten, das Angebot der Bibliothek räumlich zu erweitern und für das Museum ein neues Domizil zu suchen. Die Grünen haben bekanntlich angeregt, die alten Kasernengebäude am Rande des Mathildenareals auf ihre Eignung als neuen Standort für Museum und Stadtarchiv zu untersuchen. Die städtischen Planer prüfen dies und wollen dem Gemeinderat noch in diesem Jahr das Ergebnis vorlegen. orn