Es stand in der »Stuttgarter« ...

zur Übersicht


StZ sonstige Kreis-Seiten 26.08.1997



Kleindenkmale (1)

Kurze Rast mit schwerer Last

Man sieht sie nur noch selten. Die Zeit ist an ihnen vorübergegangen. Ihr Sinn und ihre Bedeutung dürfte den meisten Passanten heute unbekannt sein. In Nürtingen-Oberensingen, in der Waldhauser Straße, sind sie, liebevoll in eine Busch- und Baumgruppe integriert, erhalten. Wie hier gibt es sie meist doppelt, mal klein, mal groß stehen sie nebeneinander. Die schmalen steinernen Tische und Bänke am Wegesrand sind die Raststätten unserer Vorfahren. Gruobbank, Gruabets oder Ruhbank heißen sie. Sie dienten dazu, die schweren Körbe und Krätten (oder Kreben, Krätzen) abzusetzen, so daß der geschundene Rücken und der strapazierte Kopf ein Weilchen ausruhen konnten. Und - das war wichtig - daß man die Transportbehälter später ohne fremde Hilfe und große Anstrengung wieder aufsetzen oder schultern konnte.

Als es noch keinen Einkaufswagen und kein Auto gab, haben die Frauen, die Handwerker und die Händler alles auf dem Kopf oder dem Rücken getragen - meilenweit, bergauf und bergab. Das war ganz schön anstrengend, besonders wenn es steil den Buckel hinaufging. So waren die Träger froh, wenn sie sich am Ende der Steige, wo es nach Wolfschlugen und auf die Filder ging, für kurze Zeit ihrer schweren Last entledigen und etwas verschnaufen konnten.

Der volle, schwere Weidenkorb wurde auf der Ruhbank abgesetzt, man schlüpfte erleichtert aus den Tragegurten. Das niedere Bänkchen lud zum Sitzen ein, wenn neben dem hohen, engen Korb oder der metallenen Butte noch genügend Platz war.

Nach der Rast nahm die Frau den Korb wieder auf den Kopf und balancierte ihn mit dem ringförmigen spreugefüllten Tragebausch. Der Lastenträger schlüpfte wieder in die Tragegurte der Krätte. Und weiter ging's. dka


© 1997 Stuttgarter Zeitung, Germany

zur Übersicht