StZ Stuttgart 16.09.1997



Bilanz der Alamannen-Schau

Das Traumziel ist erreicht

Nach drei Monaten ist am Sonntagabend die Landesausstellung ,,Die Alamannen'' mit einem ,,beeindruckenden Erfolg'' zuende gegangen, wie Kunstminister Klaus von Trotha in seiner Bilanz erfreut festgestellt hat. Mehr als 104000 zahlende Besucher drängten sich in das zeitweise überfüllte Forum der SüdwestLB am Hauptbahnhof. An manchen Wochenenden reichten die Warteschlangen bis zum Bahnhof. ,,Eine wahre Völkerwanderung'', urteilte Bankchef Werner Schmid, der mit dem Imagegewinn seines Hauses zufrieden sein kann und Lob und Dank für die hervorragende Zusammenarbeit mit den Veranstaltern, dem Archäologischen Landesmuseum, dem Württembergischen Landesmuseum und dem Landesdenkmalamt aus dem Munde von Denkmalamtspräsident Dieter Planck erhielt.

Planck, der mit 60.000 Besuchern bei der archäologisch-historischen Ausstellung gerechnet hatte, freute sich, das ,,Traumziel 100000'' erreicht, ja übertroffen zu haben. Die ,,Alamannen'' haben damit mehr Menschen gesehen als im gleichen Zeitraum die ,,Franken''-Ausstellung in Mannheim, die allerdings gut das Doppelte gekostet hatte. Die Gesamtkosten der Stuttgarter Ausstellung, veranschlagt waren 2,7 Millionen Mark, konnten ,,problemlos'' eingehalten und gar noch ein kleiner Überschuß erzielt werden.

Die ,,Spitzenausstellung der Geschichte unseres Landes'' (von Trotha), die ohne große Werbemaßnahmen und mit einer zurückhaltenden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit auskam, hat eine breite Bevölkerung angesprochen. Sie stieß nicht nur in Baden-Württemberg (woher 70 Prozent der Besucher kamen), sondern in ganz Deutschland (25 Prozent) und im Ausland auf große Resonanz. Dies ist bei einer Exposition, die den Besucher nicht nur zum Schauen und Bewundern bringen will, sondern Gewicht auf Information legt und ihn zum Verstehen anregen soll, nicht selbstverständlich.

Der Bedarf an Aufklärung über die ,,dunklen Jahrhunderte'' in der Geschichte unseres Landes war groß. ,,Zwischen Römern und Rittern'' klaffte, wie Besucher immer wieder zu erkennen gaben, eine riesige Wissenslücke, die diese Ausstellung zu schließen versuchte. Das verdeutlicht auch die Nachfrage nach Führungen. Von zunächst zweien am Tag mußten zuletzt 13 Führungen täglich angeboten werden, womit die Grenze des in dem Raum technisch Möglichen erreicht war.

Zur Wissensvermittlung beitragen kann auch der Katalog, der 22000 mal verkauft wurde. In einer zweiten Auflage werden 10.000 Bände nachgedruckt, die am 19. September ausgeliefert werden. Wer das Begleitbuch in der Ausstellung bestellt hat, erhält es (mit Porto und Versand) um 59 Mark zugeschickt; im Buchhandel kostet der Katalog gebunden 69 Mark.

Der erkennbar große Bedarf und das Interesse an großen geschichtlich-kulturellen Landesausstellungen, die die ,,Alamannen''-Austellung erkennen ließ, bestärke die Landesregierung in ihrer Absicht, auch künftig, trotz der schwierigen Finanzlage, solche kulturellen ,,Highlights'' zu finanzieren. Dies könne freilich nur in bewährter Zusammenarbeit mit Sponsoren geschehen, denen gerade die ,,Alamannen''-Ausstellung gezeigt habe, ,,daß es sich lohnt'', meinte Minister von Trotha. 1998 werde im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ,,Die Revolution der deutschen Demokraten'' gezeigt, die der 48er Revolution in Baden gedenkt. Dafür sind 5,3 Millionen Mark vorgesehen. 1999 soll an die Vorderösterreichischen Lande erinnert werden, jene Gebiete in Oberschwaben und Südbaden, die bis 1810 unter österreichischer Herrschaft standen. ,,Die Römer in Baden-Württemberg'' sind für nach 2.000 ins Auge gefaßt.

Wer die ,,Alamannen'' in Stuttgart trotz verlängerter Öffnungszeiten verpaßt hat, kann sie in einer verringerten Form vom 24. Oktober bis zum 25. Januar im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich sehen. Vom 6. März 1998 an erwarten sie die Besucher im Römischen Museum der Stadt Augsburg. dka

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