Der Herzog grüßt beim Stehempfang

Noch offensiver als vom Landesrechnungshof angemahnt, soll eine Reihe von Schlössern und Klöstern in Württemberg künftig vermarktet werden. Ein nicht erst gestern gefaßter Regierungsbeschluß sieht schließlich nicht nur die Erhaltung der 346 Schlösser und Gärten im Besitz des Landes vor, sondern auch deren verstärkte Nutzung.

Den Anfang macht eine Broschüre, in der 18 Kulturdenkmale in Württemberg vorgestellt werden, in denen insgesamt 50 Räume in unterschiedlicher Größe von Firmen, Vereinen oder Privatpersonen gemietet werden können. Sie sind für Festlichkeiten, Empfänge, Konzerte oder Tagungen geeignet. Vom Schloß Weikersheim bis zum Schloß in Meersburg, von Kloster Schöntal bis zum Kloster Ochsenhausen reicht die Bandbreite. In Stuttgart stehen neben der Solitude auch der Weiße Saal im Neuen Schloß, das Wilhelmatheater und der Gewölbekeller im Schloß Hohenheim zur Auswahl. Die Stätten einstiger landesherrlicher Repräsentation sollen also den Rahmen für eine zeitgemäße Nutzung abgeben. Seine Durchlaucht lassen grüßen, und der Steuerzahler dankt den zahlenden Gästen aufs allerwärmste.

Oberfinanzpräsident Dieter Riempp, der Hausherr in den aufgelisteten Räumen, machte bei der Vorstellung der Broschüre zugleich aber deutlich, daß der Schutz des Denkmals allemal das Wichtigste sei. Man werde bei der Vermietung stets auf die Verträglichkeit achten.

Die Grundmiete für den Weißen Saal auf Schloß Solitude beträgt 1000 Mark. Das schließt weder Aufsichts- noch Reinigungspersonal ein, geschweige denn eine Bewirtung. Herzog Carl Eugens Rokokoschloß wird vom 15. bis zum 18. Juli den Elchtest der Verträglichkeitsprüfung bestehen müssen. An vier Tagen werden die weltweit größte Sportmarketing- und Konzertagentur IMG und der Autohersteller Audi auf dem Schloßgelände ein Open-air-Festival präsentieren mit Stars wie José Carreras, Yehudi Menuhin oder Maurice André. Erwartet werden jeweils bis zu 4000 Gäste. Claus Hauenschild