Stiftskirche wird erst Mitte 1999 renoviert

Die hochfliegenden Umbaupläne für die Stiftskirche sind ins Trudeln geraten. Am Montag gaben die Planer bekannt, daß erst im Juli 1999 mit der Renovierung begonnen wird. Grund für die Turbulenzen ist die Finanzierung.

VON BARBARA CZIMMER-GAUSS

Rund 19 Millionen Mark sind als Gesamtkosten für die Renovierung veranschlagt, doch bis dato sind nur neun Millionen Mark gesichert. Den Großteil machen die Haushaltsmittel der evangelischen Kirche in Höhe von sechs Millionen Mark aus. Doch von den avisierten Spendengeldern in Höhe von vier Millionen hat die Kirche erst 550000 Mark im Säckel: Statt 500000 trugen der Orgelbauverein nur 150000 Mark, die Spendenaktion ¸¸Ein Stein für die Stiftskirche'' statt der erhofften 3,5 Millionen Mark nur ein Siebtel der Summe zusammen.

¸¸Die erforderlichen 60 Prozent der Eigenmittel haben wir zusammen'', sagt Kirchenpfleger Otto Specht. Was ihm größere Sorgen bereitet, sind die fehlenden öffentlichen Zuschüsse. 1,75 Millionen Mark sind bei der Stadt, die gleiche Summe beim Land beantragt, aber nicht zugesagt. Zwar stellt Raimund Gründler, der Persönliche Referent des Oberbürgermeisters, eine Entscheidung des Gemeinderats ¸¸noch in diesem Jahr'' in Aussicht, doch seien die Vorstellungen über die Höhe des Zuschusses sehr unterschiedlich: ¸¸Das reicht von zehn Prozent der Bausumme bis hin zur Ablehnung wegen der geplanten Bauausführung.''

Kirchenpfleger Otto Specht jedenfalls ist in der Zwickmühle: ¸¸Die Zusage von Stadt und Land muß da sein, sonst genehmigt der Oberkirchenrat das Bauvorhaben nicht.''

Was den Planungsablauf ebenfalls weit zurückgeworfen hat, waren die langwierigen Verhandlungen mit der Stadt und dem Landesdenkmalamt. Statt des gläsernen Eingangsbereiches südlich der Kirche und der über Straßenniveau reichenden Oberlichter schlägt der Architekt Bernhard Hirche nun begehbare Oberlichter und eine gläserne Pyramide an der Stelle vor, wo derzeit noch eine Kastanie steht. Am Südeingang sollen nur die Fenster neu gestaltet, der Aufzug im Inneren installiert werden. Der Bauantrag ist eingereicht, die Ausschreibung vorbereitet.

Aus dem Traum, die renovierte Stiftskirche zum Evangelischen Kirchentag im Juni 1999 einweihen zu können, ist jetzt ein Luftschloß geworden. ¸¸Wenn wir im Herbst 1998 mit dem Bau beginnen würden, könnten wir nicht gewährleisten, daß die Kirche zum Kirchentag gerüstfrei ist - wir müßten sie dann schließen'', sagt Wolfgang Everts, der Bauausschußvorsitzende.

Bei der Pressekonferenz am Dienstag als Hauptgrund für die Bauverzögerung dargestellt, erweist sich der Kirchentagstermin allerdings auch als Chance: ¸¸Wir haben ein Jahr mehr Zeit, um Spenden zu sammeln'', gibt Pressesprecher Helmut Liebs unumwunden zu. Daß das erwartete Spendenaufkommen so weit hinter den Erwartungen zurückbleibt, liege vor allem an den ¸¸Rückwärtsgerichteten, die eine Re-Gotisierung der Kirche'' fordern. ¸¸Das hat uns sehr geschadet'', sagt Liebs. Seit Montag kommt zum ideellen ein Sachschaden: Unbekannte rissen zwei Fotos ab, auf denen die Renovierungspläne dargestellt waren. Darunter stand: ¸¸Wir wollen eine historische Kirche.''