Stuttgarter
Nachrichten
Stuttgart 15.1.1998

 

Mehr Luft in einer der schlimmsten Straßen

Rathaus hält an Abbruch entlang der Hauptstätter Straße fest

VON GERT FACH

Auch eine Petition an den Landtag kann den Abbruch von Baudenkmalen zugunsten einer Neuordnung der Hauptstätter Straße nicht mehr stoppen. Der jetzige Zustand gilt als unzumutbar für Anwohner, also muß sich etwas ändern.

Eine schlimmere Wohngegend ist in Stuttgart wohl kaum zu finden: die Hauptstätter Straße zwischen Heslacher Tunnel und Österreichischem Platz, Bundesstraße (B 14), über 50000 Fahrzeuge pro Tag, unerträglicher Lärm, mit die höchsten Benzolwerte im Land. Die Stadt hat schon 1981 die Konsequenzen gezogen. Durch einen rechtskräftigen Bebauungsplan abgesichert, soll dieser Teil der B 14 zu Lasten der Häuserreihe auf der stadteinwärts rechten Seite verbreitert werden, um Platz für drei Baumreihen und Parkplätze auf beiden Seiten zu schaffen. Aber dies bedeutet Abbruch von Gebäuden und Neubauten auf einer neuen Baulinie.

Stimmt dieses Konzept auch heute noch? Diese Frage muß wegen zweier Gebäude (115 A und B) unter Denkmalschutz) erneut geprüft werden. Der Gemeinderat hat bereits zweimal entschieden: Ja zum Abbruch zugunsten eines Neubaus auf zurückgesetzter Baulinie. Der Bezirksbeirat Süd sah es jeweils anders: Nein, die Gebäude müssen stehenbleiben und die Probleme dieser Bundesstraße anders gelöst werden. Dieser Beschluß ist am Dienstag abend bestätigt worden. Der private Denkmalschützer Peter Seydelmann hatte mit einer Petition an den Landtag dafür gesorgt, daß sich die Stadt noch einmal mit den beiden Häusern befassen muß. Trotz des ablehnenden Votums aus dem Süden wird der Gemeinderatsausschuß für Umwelt und Technik am Dienstag zu keinem anderen Urteil kommen: Abbruch und damit schrittweise die neue Konzeption durchsetzen.

Baubürgermeister Matthias Hahn ist überzeugt, daß dann auch im Petitionsverfahren zugunsten der Stadt befunden wird. Es gibt nur eine Korrektur: Die heute 17 Meter breite B 14 wird an dieser Stelle nicht auf bis zu 39 Meter ausgeweitet, sondern etwas schmäler ausfallen.

Beim Investor in Berlin hat sich der Bürgermeister rückversichert. Der fünfstöckige Neubau auf neuer Baulinie bleibt aktuell. Und der künftige Mieter, der Internationale Bund (IB) für Sozialarbeit, hält an dem Vorhaben als Mieter fest.

Bestätigt der Gemeinderat diese Linie, besteht Hahn auf Konsequenzen: Vor dem Neubau müsse bereits das neue Konzept für diese Straße umgesetzt werden (Bäume und Parkplätze). Daß hier auch Möbel Mammut-Beck bei seinem Parkplatz gefordert ist, gilt für Hahn als selbstverständlich.

Um auch den letzten Punkt zu klären: Immer wieder wird dem Rathaus vorgehalten, beim Bau des Heslacher Tunnels einen Weg der Vernunft für die Hauptstätter Straße verschlafen zu haben. Man hätte den Tunnel bis nahe an den Österreichischen Platz verlängern sollen. Hahn kann es nicht mehr hören. Dies hätte - unter anderem - den Abbruch einer Häuserzeile bedeutet. Unter der Straße liegt nämlich dummerweise der Stadtbahntunnel.