REGION STUTTGART 17.09.1997



Alter Bahnhof als Haus der Vereine

Kornwestheim hat historisches Baudenkmal für rund 2,6 Millionen Mark renoviert

VON HANS-DIETER WESSBECHER

Kornwestheim - Aus dem ehemaligen Personenbahnhof wurde nun ein Haus der Vereine. Mit der Sanierung des fast 101 Jahre alten und denkmalgeschützten Gebäudes an der Bahnhofstraße hat die Stadt zugleich ein Baudenkmal der Eisenbahngeschichte erhalten.

Wo noch vor wenigen Jahren Reisende das Bild bestimmten, bringen jetzt sieben Vereine wieder Leben in das alte Backsteingebäude. Für rund 2,6 Millionen Mark hat die Kommune den Komplex umgebaut und dabei auch die Technik erneuert und den Schall- und Wärmeschutz verbessert. In dem großzügigen Domizil musiziert nun das Städtische Orchester oder treffen sich der griechische Kulturverein, die Filmamateure, die Egerländer Gmoi oder die Krähen-Hexen in ihren neuen Räumen. Auch der Kornwestheimer Streetworker hat in dem renovierten Haus seine Anlaufstelle. Als kommerzieller Nutzer ist zudem eine Ballettschule untergebracht.

Das historische Gebäude wurde überflüssig, als 1992 der neue, mittlerweile dritte Bahnhof auf der Westseite in Betrieb genommen wurde. Danach stand die Nutzung des Hauses zur Diskussion. Gegen einen Abriß legte das Landesdenkmalamt Stuttgart wegen der geschichtlichen Bedeutung des Gebäudes ein Veto ein. Auch die Pläne für ein Museum mußten aus Kostengründen in der Schublade bleiben. So kamen einige Vereine zu einem Domizil.

Den zweiten Bahnhof hatte Kornwestheim der rasanten Entwicklung der Eisenbahn im vergangenen Jahrhundert zu verdanken. Als nämlich zur Entlastung des Kopfbahnhofs Stuttgart eine Umgehungsbahn über Untertürkheim, Münster und Kornwestheim gebaut wurde, bekam die Stadt 1896 ihren ersten Rangier- und einen neuen Personenbahnhof. Bei der Einweihung hatte sich sogar der württembergische König Wilhelm II. sehen lassen. Danach hat die Eisenbahn auf die Entwicklung der Stadt großen Einfluß genommen. Denn in diese Zeit fällt auch der Aufstieg der Salamander-Schuhfabrik zur Weltfirma sowie die Ansiedlung der Eisengießerei Stotz. Die Bahn wurde zum unverzichtbaren Transportmittel für Rohstoffe und Fertigprodukte.

Heute gehört Kornwestheim zu den wenigen Städten, die drei Generationen von Bahnhöfen in unmittelbarer Nähe zueinander besitzen. Denn auch der Bahnhof von 1846, der im Laufe der Bauarbeiten der Strecke Stuttgart-Ludwigsburg-Heilbronn entstand und zu den ersten im Lande zählte, steht noch unverändert bei der Verladestelle der Autoreisezüge.

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