Artikel aus den
Stuttgarter Nachrichten
vom 28.8.2001
Stuttgart



Rätselraten um Zukunft des Cannstatter Kursaals

Vertrag mit der Stadt notariell besiegelt - Denkmalschutz bleibt letzte HürdeHochbauamt kündigt für Anfang Oktober erste Planungen für Umbau an - Denkmalschutz setzt enge Grenzen

Eine Verjüngungskur verordneten Stadträte vor Jahresfrist dem Großen Kursaal in Bad Cannstatt - und hörten nichts mehr davon. Das Hochbauamt hat es nicht vergessen und kündigt für Anfang Oktober erste Planungen an.

VON GERT FACH

Der Große Kursaal, eines der wichtigsten Baudenkmale im Stadtbezirk, gilt als problematisch. Diesen langen Schlauch vernünftig zu füllen, ist nur schwer möglich, zumal die Miete vor allem die Kassen von Vereinen meist über Gebühr belastet. Da dies kaum förderlich ist für Gerhard Heinze, den Pächter des Gastronomiebetriebs mit der Gaststätte Alt-Cannstatt, war auch von dieser Seite her die Idee einer Fortentwicklung nahe liegend. Heinze: "Aber wenn man am Grundriss dieses großen Saals nichts ändern kann, bleibt er ein Problem.''

Dabei ist die Räumlichkeit besser ausgelastet, als man bei dieser Sachlage glauben möchte. Nach Angaben des Amts für Liegenschaften und Wohnen war der große Saal im Jahr 2000 immerhin zu fast 40 Prozent ausgelastet. Derzeitige Miete: mit Bewirtung durch die Kursaalgastronomie 560 Mark für fünf Stunden und jede weitere Stunde 60 Mark (insgesamt maximal zwölf Stunden); ohne Gastronomie 900 Mark für fünf Stunden und 100 Mark für jede weitere Stunde.

Die CDU-Fraktion brachte vor Jahresfrist die Idee eines Umbaus zum historischen Kongresszentrum ein. Die SPD-Fraktion zielte vor allem hin auf eine vereinsfreundlichere Nutzung, was eine neue Aufteilung des großen Saals zum Ziel haben könnte. Doch die Denkmalschützer machen hier wenig Hoffnung. Heinze schon vor einem Jahr: "Wichtig ist für uns, dass mehr Leben in den Kursaal kommt, und zwar in Form von Veranstaltungen, die wir auch bewirtschaften können.'' Noch vor der Sommerpause sollten eigentlich erste Pläne von Architekten für einen denkbaren Umbau des Kursaals und bauliche Ergänzungen vorliegen. Dieser Termin hat sich nicht halten lassen. Wolfgang Matthias, Leiter des städtischen Hochbauamts, kündigt jetzt diese Pläne für Anfang Oktober an. Mit der Voruntersuchung und mit der Kostenrechnung ist das Architekturbüro Eckert, Manthos, Rith und Partner beauftragt. Matthias: "Es geht um den großen Saal selbst, was an baulichen Veränderungen an der Rückfront des Kursaals möglich ist, und eine leichte, sehr transparente Überdachung des Brunnenhofs.'' Geben die Denkmalschützer dazu ihren Segen und kann sich der Gemeinderat mit den Veränderungen anfreunden, müsste der Auftrag für ein Raumprogramm und später ein Bauantrag folgen. Dies wäre noch im Herbst möglich. Ob das Vorhaben bereits bei den Haushaltsberatungen diskutiert werden kann, ist fraglich. Die angespannte Finanzlage der Stadt lässt neue Vorhaben eigentlich nicht zu. Der Planungsauftrag muss, da das Honorar 400000 Mark übersteigt, europaweit ausgeschrieben werden.

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