Stuttgarter Zeitung sonstige Kreis-Seiten 11.1.2000



Der alte NCO-Club soll jetzt dem Bagger weichen

Staatliches Hochbauamt stellt Antrag zum Abriss - Gebäude lässt sich nicht verkaufen: etliche Verhandlungen gescheitert

GÖPPINGEN. Für den früheren NCO-Club in Göppingen wird das Staatliche Hochbauamt jetzt den Abrissantrag einreichen. Das Kulturdenkmal in dem großen Park liegt seit Jahren im Dornröschenschlaf und lässt sich nicht verkaufen.

Von Corinna Meinke

Jahrelang hat das Staatliche Hochbauamt das schmucke Anwesen am Galgenberg vergeblich zum Verkauf angeboten. Mangel an Kaufinteressenten herrschte nicht. Manche wollten die gastronomische Tradition des Hauses aufleben lassen, andere liebäugelten mit dem Umbau zur Tagungs- oder Erholungsstätte. Doch in keiner der Verhandlungen kam es zur Unterschrift unter den Kaufvertrag. Letztlich erschien den Interessenten der Sanierungsaufwand für den rund 1100 Quadratmeter Fläche bietenden Komplex zu hoch.

Eine Rolle spielt auch der schlechte Zustand des Gebäudes. Immer wieder muss am Dach geflickt werden, um Wasserschäden zu vermeiden. Mit jedem Jahr, in dem das Haus nicht genutzt wird, sinkt sein Wert, weil es nicht gepflegt werden kann. Das Haus steht seit dem Abzug der Amerikaner 1992 leer. Dazu kommt der große Park - idyllisch, mit alten Bäumen und dem Pavillon.

Nach Ansicht eines Sprechers des Staatlichen Hochbauamtes in Schwäbisch Gmünd ist die Grenze der finanziellen Zumutbarkeit längst erreicht. Schließlich gehen die laufenden Kosten sowie die Reparaturen zu Lasten der Steuerzahler. Weil die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben ist, wird nun bei der Stadt Göppingen das Abbruchgesuch eingereicht. Beim Staatlichen Hochbauamt ist man überzeugt davon, dass das leere Grundstück ohne Probleme verkauft werden könnte. So wäre hier beispielsweise eine Wohnbebauung für junge Familien unter Federführung der Stadt Göppingen denkbar, ist aus Schwäbisch Gmünd zu hören. Noch steht die Behörde mit einem letzten Interessenten in Kontakt, aber auch in dem Fall wird mit einer Absage gerechnet.

Bevor die Amerikaner das Gebäude nach dem Krieg als Klub für die Unteroffiziere beschlagnahmten, war es Vereinsstätte. Der ursprüngliche Bau aus dem Jahr 1901 war ein Fachwerkgebäude mit Terrasse. 1925 erweiterte die Schützengilde ihr Vereinsheim. Es entstanden Anbauten, das Fachwerk wurde verkleidet und die Terrasse wurde zu pompöser Größe erweitert. Die dazugehörige Gaststätte nutzte den großen Saal. Im Park lebten Damwild und Affen, und so diente das Anwesen Ausflüglern als beliebtes Ziel. Von 1924 bis 1931 war das Gelände sogar Festplatz für den Maientag. Gegen 1940 wurde das Gebäude von der Firma Kaliko als Lager genutzt. Die Gaststätte wurde geschlossen und die Schützengilde 1942 von den Nazis aufgelöst. Während des Krieges diente der Park als Wehrertüchtigungslager für die SS.

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