Stuttgarter Zeitung sonstige Kreis-Seiten 4.1.2000



Amt stellt kulturelle Nutzung des Schlosses in Frage

Stadt lässt sich durch Bedenken des Denkmalschutzes nicht entmutigen - Justizverwaltung soll zusammengefasst werden

GÖPPINGEN. Mit Zurückhaltung hat das Staatliche Hochbauamt auf den Vorschlag des CDU-Landtagsabgeordnenten Dietrich Birk reagiert, das Schloss für kulturelle Zwecke zu öffnen. Die Stadt müsse zuerst ein überzeugendes Konzept vorlegen, hieß es.

Von Sven Olsson

Der Denkmalschutz, die Raumaufteilung im Erdgeschoss und die dicken Mauern zum Schlosshof sprechen aus Sicht des Staatlichen Hochbauamtes eher gegen eine kulturelle Nutzung des Göppinger Schlosses. Anton Wagenblast, Leiter des Hochbauamtes, erklärte auf Anfrage, sein Amt sei grundsätzlich der Idee einer kulturellen Nutzung zwar aufgeschlossen, allerdings habe eine Prüfung ergeben, dass es erhebliche Schwierigkeiten gebe. Insbesondere ein Mauerdurchbruch hin zum Schlosshof, wie er für eine gastronomische Nutzung wohl erforderlich wäre, sei kritisch. Die Mauern seien sehr hochwertig und vielfach mit Wandmalereien verziert. Detaillierte Unterlagen über die baulichen Voraussetzungen und die Einschätzung des Hochbauamtes seien der Stadt Göppingen übersandt worden, so Wagenblast. ¸¸Wir können nicht sagen, was kulturell kommen soll.'' Das müsse die Stadt Göppingen selbst tun. Sicher sei nur, dass das Land kein Geld für einen etwaigen Umbau zur Verfügung stellen werde. Die Stadt müsse deshalb ein überzeugendes Konzept sowohl für die Nutzung wie auch für die Finanzierung vorlegen.

Göppingens Kulturbürgermeister Jürgen Lämmle bestätigte: ¸¸Wir sind jetzt am Zug.'' Sofort nachdem die Unterlagen vom Hochbauamt eingegangen seien, sei eine Arbeitsgruppe zum Thema Schloss gebildet worden. Die kulturelle Aufwertung des Schlosses sei für die Stadt eine tolle Chance. ¸¸Wir lassen uns durch die Expertisen des Hochbauamtes nicht entmutigen'', sagte Lämmle. Er sei zuversichtlich, dass auch für die offenen Fragen des Denkmalschutzes eine befriedigende Lösung gefunden werde. Es sei auf Dauer kein Zustand, dass das Schloss von Freitag 14 Uhr bis Montag früh für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sei. Ein detailliertes Konzept könne die Stadt zurzeit noch nicht vorlegen. Aber voraussichtlich im Frühjahr werde es so weit sein. Spekulationen, dass die Stadt das Schloss selbst kaufen könnte, wollte Lämmle nicht bestätigen. ¸¸Das steht derzeit nicht zur Debatte.''

Derzeit geht die staatliche Bauverwaltung in Schwäbisch Gmünd davon aus, dass das Göppinger Schloss zum Sitz für die gesamte Justizverwaltung in Göppingen ausgebaut wird. Schon heute wird ein Teil des Gebäudes vom Amtsgericht belegt. Die übrigen Teile nutzt derzeit noch das Finanzamt. Der Umzug der Finanzbeamten in Richtung Göppinger Bahnhof scheint indes beschlossene Sache zu sein. Anton Wagenblast bestätigte, dass eine vom Finanzministerium in Auftrag gegebene Untersuchung vor kurzem abgeschlossen worden sei. Es handle sich um die Gegenüberstellung von zwei Alternativen. Im einen Fall wird ein Anbau an das neue Finanzamt in der Gartenstraße untersucht. Die andere Alternative wäre Sanierung und Umbau des bestehenden Postgebäudes. Welche der beiden Alternativen das Hochbauamt favorisiert, wollte Wagenblast nicht verraten. Er wolle einer Entscheidung des Finanzministeriums nicht vorgreifen, so Wagenblast. Wagenblast bestätigte aber, dass das Hochbauamt eine eindeutige Empfehlung ausgesprochen habe.

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