Stuttgarter Zeitung Südwestdeutsche Zeitung 13.11.1999



Brunnen im Limesmuseum

Seltenen Römer-Fund lässt sich Aalen etwas kosten

AALEN. Einen überraschenden Fund haben Archäologen bei den Umbauarbeiten für das Limesmuseum in Aalen gemacht. Sie entdeckten einen Brunnen, der jetzt für knapp 200000 Mark Teil des Museums wird.

Von Annegert Bock

Eigentlich sollte die Erweiterung und Erneuerung des Limesmuseums spätestens am 1.März 2000 abgeschlossen sein. Jetzt könnte es etwas länger dauern, dafür erhält das Landesmuseum ein seltenes Unikat. Ein römischer Brunnen, der bei den Umbauarbeiten entdeckt wurde, bleibt erhalten und bekommt seinen eigenen Raum im Limesmuseum. Das 1964 eröffnete und 1981 erstmals komplett umgebaute Museum liegt auf dem Gelände des größten Reiterkastells nördlich der Alpen. Die Ala II Flavia, also die ¸¸zweite flavische, dem Domitian getreue, 1000 Mann umfassende Reiterabteilung'', war hier vor rund 1800 Jahren zu Hause.

Auf dem sechs Hektar großen Gelände wurde bereits beim Stabsgebäude ein Brunnen entdeckt, der nach Meinung des Württembergischen Landesmuseums kultische Bedeutung hatte. Der überraschend im Sommer entdeckte, acht Meter tiefe Steinbrunnen direkt hinter dem linken Torturm der Porta principalis diente vermutlich der Versorgung von Mensch und Tier mit frischem Trinkwasser. Obwohl es noch im Mittelalter in den Städten üblich war, gleich hinter dem Stadttor den Reisenden einen Brunnen mit frischem Wasser zu bieten, ließen sich solche Brunnen bisher bei römischen Kastellen nur sehr selten nachweisen.

Dass der Aalener Brunnen aber ganz sicher aus römischer Zeit stammt, ist durch zwei römische Münzen belegt, die zwischen den Steinen entdeckt wurden. Für die mit dem Umbau betrauten Architekten war der Brunnenfund zunächst keine reine Freude. Denn just an dieser Stelle waren die Räume für museumspädagogische Aktivitäten geplant. Insgesamt sollte der Umbau des Museums Kosten in Höhe von 950000 Mark nicht überschreiten. Das Stuttgarter Architekturbüro hatte schließlich die Idee, dem neu entdeckten Brunnen einen eigenen Glasraum unter dem museumspädagogischen Bereich zu geben. Damit bleibt nicht nur der Brunnen erhalten, sondern es gibt auch eine bessere Sichtverbindung zwischen dem rekonstruierten Kastelltor und dem Museum. Allerdings entstehen Mehrkosten von 196000 Mark. Die hat der Gemeinderat jetzt genehmigt.

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